Der Bewirtschafter habe in den Jahren zuvor dort ab und an Mutterkuhherden weiden lassen. Doch auch dann hätte der Draht weitaus dünner sein müssen, sodass dieser von flüchtendem Großwild auch durchbrochen werden könne, schildert Mente seine Anstrengungen, als er die Hirsch-Kadaver aus Draht geschnitten hat. „Wir haben das Problem Koppeldraht in den vergangenen Jahren mehrfach an den BUND herangetragen“, erinnert sich Revierleiter Ettrich.
„Schon, als der Zaun vor Jahren gebaut wurde“, sagt der Förster. Er habe auch nicht verstanden, warum der Zaun dort dauerhaft, also das ganze Jahr über, stehen müsse. „Die Wildschweine laufen darunter durch – das Großwild nicht“, verweist Ettrich auf die verendeten Hirsche. Und auch für Rehe sieht er eine große Gefahr, wenn diese in Panik mit dem Hals gegen den dicken gespannten Draht laufen. „Der ist einfach zu stark, als dass er vom Wild zerrissen werden kann“, ärgert sich der Revierleiter.
Was ihn noch ärgert: Dass gerade der BUND solch ein Wildnisgebiet mit einem Zaun durchschneiden lässt. Man könne nicht über das eigene Vorgehen die Hand halten und auf andere mit dem Finger zeigen, macht der Förster seinem Unmut Luft. Und: „Wir prüfen, ob wir wegen der Rothirsche eine Anzeige machen“, sieht der Förster den Tatbestand der Tierquälerei erfüllt.
„Das ist nicht gut, was sich dort ereignet hat“, kommentiert Dieter Leupold, BUND-Koordinator am Grünen Band, auf AZ-Nachfrage. Der Landwirt habe einen durchaus zulässigen Draht eingesetzt, schätzte Leupold ein, will aber schauen, was getan werden kann. „Wir überlegen, ob wir dort die Beweidung auf Mähnutzung umstellen“, sagt der BUND-Koordinator. Dann käme der Draht ganz weg.
„Es gab keine Hinweise, dass der Draht zu dick ist“, beklagt Leupold. Der Draht sei schon des Öfteren durchschnitten worden, berichtet Leupold weiter. Er frage sich deshalb, ob sich die beiden Rothirsche nicht in den durchschnittenen Enden verfangen hätten.