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Die Polytechnische Oberschule „Käthe Kollwitz“ wurde vor 50 Jahren eröffnet

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Von: Lydia Zahn

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Die Polytechnische Oberschule „Käthe Kollwitz“ in Salzwedel wurde vor 50 Jahren eröffnet. 736 Schüler zählte die Bildungseinrichtung am ersten Schultag am 5. März 1973. © Stadtarchiv Salzwedel

Vor 50 Jahren wurde die Käthe-Kollwitz-Oberschule eröffnet. Sie schaffte neue Maßstäbe für die damalige Zeit. Mehrere Millionen Mark wurden in den Bau investiert. Heute dient sie als Flüchtlingsunterkunft.

Salzwedel – 4,6 Millionen Mark hatte der Bau der Polytechnischen Oberschule „Käthe Kollwitz“ im Westen Salzwedels gekostet. Am 3. März 1973 wurde sie nach rund zweijähriger Bauzeit feierlich eingeweiht. Der erste Schultag folgte den Montag darauf am 5. März. Das ist jetzt 50 Jahre her. Und der Salzwedeler Andreas Schulz kann sich bis heute noch ganz genau an diese Tage und seine Schulzeit dort erinnern.

„Ich weiß noch, den Sonnabend vor dem eigentlichen Schulbeginn gab es eine Dankesfeier für alle Beteiligten, Helfer, Gewerke und Politiker“, erinnert sich der 62-Jährige. Für ihn und 735 weitere Schüler änderte sich der Schulalltag ab dem 5. März. Denn er gehörte zu den Kindern und Jugendlichen, die aus der Heinrich-Heine-Oberschule und der Jenny-Marx-Oberschule jahrgangsweise abgezogen wurden, um neue Klassen für die Käthe-Kollwitz-Schule zu bilden. Schulz war somit einer der ersten Schüler und kam in die 6. Klasse. Unter der Schulleitung von Direktorin Adelhaid Sach wurden die zehn Klassenstufen in 27 Fachkabinetten und Klassenräumen unterrichtet und Kinder im Hort betreut.

Käthe-Kollwitz-Schule war nicht die Erste

In einem Zeitungsartikel, der kurz vor der Eröffnung erschienen war, heißt es: „Morgen wird nach 70 Jahren die erste neue Schule in der Stadt Salzwedel feierlich den neuen Hausherren übergeben.“ Das stimmte so aber nicht ganz, weiß Stadtarchivar Steffen Langusch. „Die Angabe im Artikel, dass es sich bei der ,Käthe-Kollwitz-Oberschule‘ um den ersten Schulneubau seit 70 Jahren handelt, stimmt nur dann, wenn man den Bau des Lyzeums (eingeweiht am 10. Januar 1906, heute Kunsthaus) und der Höheren Landwirtschaftsschule (eingeweiht am 29. September 1911, heute Comenius-Gemeinschaftsschule) nicht berücksichtigt. Andere damals (Maxim-Gorki-Oberschule) oder noch heute wichtige Schulen (Jenny-Marx-Grundschule) waren zwar keine Neubauten, sind aber erst in den 1950er-Jahren durch gewiss nicht unerhebliche Umbaumaßnahmen in Schulen umgewandelt worden“, erklärt Lan-gusch. Unerheblich war der Bau der neuen Schule dennoch nicht – setzte sie schließlich für diese Zeit neue Maßstäbe, weiß Andreas Schulz.

Turnhalle Anlaufpunkt für Feste und Kultur

Bestes Beispiel dafür war die 1,2 Millionen Mark teure Turnhalle. Diese wurde in den Folgejahren nach der Eröffnung als damals wohl größter Veranstaltungsort der Stadt für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen intensiv genutzt, bestätigt auch der Stadtarchivar. Die erste größere Veranstaltung in der Turnhalle scheint das DDR-offene Schülerturnier für Judo am 31. März und 1. April 1973 gewesen zu sein. Es gab 100 Teilnehmerzusagen und bis zum 27. März hatte man schon 400 Eintrittskarten im Vorverkauf abgesetzt. Am 18. September 1975 sei ein tschechischer Männerchor vor 1200 Besuchern aufgetreten, und ein Konzertabend mit der Uve-Schikora-Combo und dem Schlagersänger Frank Schöbel am 3. April 1974 soll sogar 1500 Gäste in die schuleigene Sporthalle gelockt haben. Neben Veranstaltungen wurde die Halle auch für Jugendweihen genutzt, erinnert sich Schulz.

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Dieses Foto zeigt die Polytechnische Oberschule im Jahr 1972 – damals noch im Bau. © Stadtarchiv Salzwedel

Doch nicht nur die Turnhalle hat Eindruck bei dem Salzwedeler hinterlassen. Das Schulgebäude selbst ebenfalls. Dieses bestand genau genommen sogar aus zwei Gebäuden. „Ich erinnere mich noch sehr gut an die Speiseräume im vorderen Gebäude. Dort konnten 70 bis 90 Schüler auf einmal zum Mittagessen gehen“, führt Schulz aus. Woran er sich auch noch erinnert: „Immer montags halb acht war Fahnenappell. Alle hatten mit Halstuch und FDJ-Hemd (Freie Deutsche Jugend) zu erscheinen.

Im Jahr 1996 wurden bei Umbauarbeiten noch einmal 16 Millionen DM in die Schule investiert. Denn nach der Wende wurde diese als Gymnasium weitergeführt und später als zweites Haus des Jahn-Gymnasiums genutzt, führt Langusch die Geschichte weiter aus. Doch sinkende Schülerzahlen bedeuteten schon bald das Aus für die Schule, die sich nur noch bis Anfang der 2000er halten konnte. Seit 2015 dienen die Gebäude auf dem Areal am Rand der Stadt als Flüchtlingsunterkunft.

Schulzeit bleibt besondere Erinnerung

Andreas Schulz erinnert sich nichtsdestotrotz heute noch gerne an seine Schulzeit. „Das ist die schönste Zeit im Leben und vergeht einfach viel zu schnell“, sagt der 62-Jährige. Er stehe immer noch mit einigen Schulkameraden in Kontakt und halte die Erinnerungen aufrecht.

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