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Aufnahmestopp bei der Salzwedeler Tafel: Preissteigerungen treffen die Bedürftigen

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Von: Ulrike Meineke

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Viel Obst kann die Tafel aktuell nicht anbieten. Vor allem an haltbaren Lebensmitteln hapert es, denn die geben die Supermärkte kaum ab, wissen Diakonie-Geschäftsführerin Barbara Quast (r.) und Tafel-Chefin Martina Niesig. © Meineke, Ulrike

Die Tafel kann keine Neukunden mehr versorgen. Aufgrund gestiegener Lebensmittel-, Sprit- und Energiepreise mussten ein Aufnahmestopp verhängt und das Tafelentgelt von 2,50 auf drei Euro pro Einzelperson erhöht werden.

Salzwedel – Die Tafel hat einen Aufnahmestopp verhängen müssen. Heißt: Bedürftige, die bereits registriert sind, bekommen weiter Lebensmittel, aber neue Kunden muss das Tafel-Team abweisen. Der Grund liegt in den gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreisen sowie in der steigenden Zahl bedürftiger Menschen. Die Erhöhung des Tafel-Entgelts von 2,50 auf drei Euro pro Einzelperson kann die gestiegenen Kosten nicht kompensieren.

„Die Supermärkte, von denen wir Lebensmittel bekommen, bestellen jetzt passgenauer, daher bleibt weniger für die Tafel über“, erklärt Barbara Quast, Geschäftsführerin der Diakonie Altmark West. Parallel dazu wächst die Tafel-Kundschaft. „Es sind vor allem mehr junge Familien“, weiß Tafel-Chefin Martina Niesig. So müsse man aufteilen, „was eben da ist“.

Auch die massiv gestiegenen Spritpreise treffen die Tafel: Drei Fahrzeuge sind im Altmarkkreis im Einsatz, bisher lag der Spritpreis bei 8000 Euro im Jahr. „Jetzt rechnen wir mit mindestens 11 000 Euro“, sagt Quast. Finanziert werden muss das aus dem Tafelentgelt und aus Spenden.

Hinzu kommen die gestiegenen Energiepreise, die für das Tafel-Gebäude an der Schillerstraße in Salzwedel bislang bei 5500 Euro im Jahr lagen und jetzt mindestens mit 11 000 Euro zu Buche schlagen. „Wir isolieren momentan das Dach, und ein Investor bringt Fotovoltaik drauf“, freut sich die Diakonie-Chefin.

„Wir müssen ständig Zuwendungen und Spenden erbetteln“, bilanziert sie. Lebensmittel würden dringend gebraucht, insbesondere haltbare wie Zucker, Nudeln, Öl oder Konserven aller Art, denn die geben die Supermärkte kaum ab. Quast verweist auf die Möglichkeit für Private, den Einkaufszettel aus dem Supermarkt bei der Diakonie vorzulegen, die dann eine Spendenbescheinigung ausstellt. Auch ansonsten freut sich das Tafel-Team über Spenden. Aktuell gebe es etwa 50 regelmäßige Sach- und 30 Geldspender.

Wie lange der Aufnahmestopp noch aufrecht erhalten werden muss, ist unklar. Aktuell kommen allein in Salzwedel etwa 300 Kunden an jedem Freitag zur Ausgabe.

Bei der Tafel sind momentan neun AGMs (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, ähnlich 1-Euro-Jobber) und 30 Ehrenamtliche in Salzwedel sowie je zwölf in den drei anderen Ausgabestellen tätig.

Tafel-Details

• Die Tafel unter dem Dach der Diakonie Altmark West hat Ausgabestellen in Salzwedel, Gardelegen, Klötze und Jahrstedt, die dort jeweils an einem Tag pro Woche stundenweise geöffnet haben.

• Bedürftige (z. B. Hartz IV- und Wohngeldempfänger, Rentner unter 1000 Euro) bekommen für 3 Euro für eine Person (plus je 1 Euro für jede weitere Person aus dem Haushalt) zugeteilte Lebensmittel.

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