Der Förderverein und CDU-Landtagsabgeordnete Sandra Hietel-Heuer, die den Verein dabei unterstützte, hatten im Vorfeld für die Info-Veranstaltung kräftig die Werbetrommel gerührt. Die Bemühungen zeigten Wirkung: Die Aula war gut besucht, Frauen und Männer unterschiedlichen Alters nahmen an Gruppentischen mit Lehrkräften bzw. Schulleitungen sowie Mitarbeitern des Landeschulamtes diverser Fachabteilungen Gespräche auf. „Wir wollen nicht nur in Halle sitzen und warten, bis was passiert und jemand kommt“, erklärte Tobias Kühne, Pressesprecher des Landesschulamtes Sachsen-Anhalt. Man könne sich dies auch gar nicht mehr leisten, denn „wir haben eigentlich überall Probleme“. Waren einst vor allem Sekundarschulen betroffen, fehlen heute ebenso an Gymnasien und Grundschulen Lehrkräfte. Auch der Fächerkanon hat sich erweitert. Vor einigen Jahren gab es Mangel bei den Naturwissenschaften, „dann kamen die Sprachen dazu und dann auch musische Fächer“, berichtete Tobias Kühne.
Der Lehrermangel sei ein mehrdimensionales Problem: Es trifft Schulformen in unterschiedlicher Härte, Regionen in unterschiedlicher Härte und Fächer in unterschiedlicher Härte. In Kalbe „schlägt er in allen drei Dimensionen hart zu“, so der Pressesprecher. Tatsächlich sind hier die Fächer Sport und Sozialkunde betroffen, Mathe und Physik seien auch knapp besetzt, erklärte auf Nachfrage der AZ Schulleiter Ulf Gahrns. Aktuell sei es „relativ zu händeln, aber es wird nicht besser“, besonders, da demnächst Kollegen in Rente gehen.
Auch in Kalbes Grundschulen ist die Personalsituation angespannt. Träger ist die Stadt Kalbe und nicht wie im Falle der Sekundarschule der Landkreis. Kalbes Bürgermeister Karsten Ruth nahm deshalb ebenfalls an der Veranstaltung teil. Er hatte zuletzt direkt Lehramtsstudenten kontaktiert, die aus dem Einheitsgemeindegebiet kommen, und für die Rückkehr in ihre Heimatregion geworben. Das Thema beschäftigte aber auch schon den Stadtrat. Debattiert wurden kommunale Stipendien nach dem Vorbild von Gardelegens „Gardelehrer“. Jedoch kam das Gremium davon ab, denn die Haushaltsmittel der Stadt sind knapp. In diesem Zusammenhang diskutierten die Stadträte, ob die Kommune sich, auch wenn grundsätzlich eine Daseinsfürsorge besteht, zusätzlich finanziell mit einer Aufgabe belasten kann, die eigentlich eindeutig Landessache ist. Dieses hat vor wenigen Tagen tatsächlich ein Stipendienprogramm öffentlich gemacht, das besonders den ländlichen Raum mit Lehrkräften versorgen soll: Das Ministerium für Bildung wird in diesem Jahr zum Sommer- und zum Wintersemester jeweils 25 Stipendien (600 Euro) und später immer zum Wintersemester vergeben. Die Studierenden verpflichten sich im Gegenzug dazu, nach dem Studium für den gleichen Zeitraum, in dem sie das Stipendium erhalten haben, in einer Bedarfsregion in Sachsen-Anhalt zu unterrichten.
Vielleicht klappt es aber auch anders: „Mit ein bisschen Glück ist jemand dabei“, äußerte Ulf Gahrns seine Hoffnung auf den Erfolg der Veranstaltung. Bis zum Berufseinstieg müssen allerdings ein paar Schritte gegangen werden: Vor der Bewerbung wird eine Fachableitung – also für welche Fächer und welche Schulform der Interessent eingesetzt werden könnte – anhand des Abschlusses gemacht sowie ein Kommissionsgespräch geführt, um den Bewerbungsprozess zu beschleunigen und Täuschungen auszuräumen. Eine Änderung der Gesetzgebung erlaubt inzwischen auch den Bachelorabschluss, ohne dass sich direkt ein Fach ableiten lässt. In diesem Fall wird mit dem Interessenten über mögliche Neigungsfächer gesprochen, die er sich zutraut. Ist die Bewerbung durch, werden innerhalb von 200 Weiterbildungsstunden pädagogische und schulrechtliche Kenntnisse erlernt. Unter bestimmten Voraussetzungen ist anschließend ein berufsbegleitender Vorbereitungsdienst bis zur Verbeamtung möglich.