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Gemeindehaus der Kirche in Kalbe: Viel genutzt und abgenutzt

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Von: Hanna Koerdt

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Klaus-Ulrich Dressel steht vor dem Gemeindehaus in Kalbe
Das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde in Kalbe muss dringend saniert werden. Klaus-Ulrich Dressel vom Gemeindekirchenrat hofft dafür auf Förderungen und Spenden von Bürgern. © Hanna Koerdt

Etwa eine Million Euro, wenn nicht noch mehr, wird die Sanierung des Gemeindehauses der evangelischen Kirchengemeinde in Kalbe kosten. Ohne eine Sanierung „fällt das Haus irgendwann zusammen“, sagt Klaus-Ulrich Dressel vom Gemeindekirchenrat.

Kalbe – Gleich hinter der alten Eingangstür aus Holz ist der originale Terrazzo-Boden verlegt, einige Betonstufen führen in die Winterkirche der ersten Etage, ein langer Flur im Treppenhaus führt zum Ausgang in den Garten oder weiter hoch, in die nächsten beiden Stockwerke des Gebäudes, in den Raum der Kinderkirche, die WCs oder auch die Kirchenbibliothek. Im Jahr 1910 wurde das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde in Kalbe gebaut „und es ist seitdem fast unverändert“, sagt Klaus-Ulrich Dressel vom Gemeindekirchenrat. Dieser hat im vergangenen Jahr beschlossen, das Gemeindehaus sanieren zu lassen. Doch noch wird an der Finanzierung des Projekts gearbeitet, das, nach derzeitigem Stand, etwa eine Million Euro kosten wird.

Pfarrstelle für neuen Pfarrer attraktiv machen

Der Gemeindekirchenrat musste sich entscheiden. „Entweder fällt das Haus irgendwann zusammen“, berichtet Klaus-Ulrich Dressel der AZ, „oder es wird saniert“. Diese Entscheidung hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass Kalbes Pfarrer Dieter Borchert zum 1. Juli 2024 in Rente geht. „Wenn wir einen neuen Pfarrer haben wollen, brauchen wir eine attraktive Pfarrstelle“, erklärt Dressel, denn „es gibt mehr freie Pfarrstellen als Bewerber“. Diesen müsse folglich auch etwas geboten werden, um sich für den Pfarrbereich Kalbe-Kakerbeck zu entscheiden.

Seit der Wende nur provisorisch geflickt

Einzig das Dach des Gemeindehauses, welches insgesamt 130 Quadratmeter auf drei Etagen umfasst, wurde schon einmal saniert. Aber nach der Wende wurde „alles etwas provisorisch hergerichtet“, erklärt Klaus-Ulrich Dressel. Ein Beispiel dafür ist die halb hohe Holzverkleidung entlang der Flurwände. „Ich will nicht wissen, wie es darunter aussieht.“ Doch auch darüber ist es nicht besser, der Putz bröckelt von der Wand. Die Fenster des großen Gemeindesaals lassen sich nicht mehr richtig sauber putzen, so alt sind sie. Andere Fenster werden mit Plexiglas fixiert und geschützt, damit Feuchtigkeit und Wind nicht hereinkriechen. Die Toiletten sind im veralteten Zustand und barrierefrei sind sie allein deshalb schon nicht, weil sie sich im mittleren Geschoss befinden.

Umfangreiche Umbauten nötig

Eine erste Übersicht über die erforderlichen Arbeiten und grobe Kostenschätzung wurde schon bei einer Begehung im März 2022 aufgestellt. Das Gebäude muss innen wie außen neu verputzt und insgesamt energetisch saniert werden, denn „das Haus hat bisher keinen Energiepass“. Im Gespräch ist auch eine Solaranlage für das Dach. Das Gebäude braucht eine neue Elektrik und neue Sanitäranlagen. Diese sollen barrierefrei sein. Dafür wird vermutlich eine Verbindung zum daneben stehenden Pfarrhaus geschaffen, wo im Erdgeschoss die Verwaltung des Pfarrbereichs sitzt. Dort gibt es Toiletten, „allerdings im DDR-Standard“, erklärt Klaus-Ulrich Dressel, die dann entsprechend auch erneuert werden müssen. Die bautechnische Umsetzung der Verbindung wird noch beraten, aber definitiv so gestaltet, dass jeder „trockenen Fußes und auch im Rollstuhl“ zu den WCs kommt. Auch der Gemeinderaum selbst soll barrierefrei zugängig werden.

Nicht nur für Kirchengemeinde da, sondern für die Gemeinschaft

Das Gemeindehaus ist schon lange nicht nur für die Kirchengemeinde, sondern die Gemeinschaft da, erklärt Klaus-Ulrich Dressel. Und es soll noch offener für alle werden. Das Haus dient als Winterkirche und Kinderkirche, als Probenraum für den Chor und für den Konfirmandenunterricht. Aber ebenso wird es für Seniorenkreise und für Workshops genutzt, beispielsweise des Künstlerstadtvereins. Alle zwei Wochen findet eine Textilwerkstatt statt. Hier wurden schon Deutschkurse für Geflüchtete angeboten und Kurse für Menschen, die schon seit langem von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die Altstadtnachbarn und auch der Kalbenser Kultur- und Heimatverein wollen es künftig stärker nutzen.

Spenden werden gesammelt

Für den Erhalt und die Zukunft des Gebäudes ist die Sanierung unerlässlich. Knapp eine Million Euro müssen aufgebracht werden. Finanziert werden soll das Projekt teils durch Geld des Kirchenkreises Salzwedel. Der Gemeindekirchenrat möchte sich um Förderungen bemühen, „zum Beispiel über LEADER und andere Programme“, berichtet Dressel und schätzt, dass die Kirchengemeinde auch einen Kredit aufnehmen muss. Darüber hinaus werden Spenden für die Sanierung gesammelt, die Kontodaten sind:

Kirchenkreis Salzwedel; IBAN: DE78 8105 5555 3000 0045 12; Verwendungszweck: 6430 GZ Kalbe

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