Der Kontakt kam über die Künstlerstadt Kalbe zustande, die auch gleichzeitig die Räumlichkeiten für den Kurs zur Verfügung stellt. Die Künstlerstadt engagierte sich bereits für die Unterbringung der Familien, indem sie zunächst Unterkünfte im Kulturhof zur Verfügung stellte. Außerdem zeigte der Verein den Ukrainerinnen und Ukrainern die Stadt. Mittlerweile sind zwei Familien in Wohnungen untergekommen, die vom Altmarkkreis Salzwedel für Geflüchtete angemietet wurden.
Der erste Sprachkurs war gut besucht. Fünf Kinder sowie sechs Frauen und Männer kamen am Montag ins ehemalige Gericht an der Gerichtstraße in Kalbe. Doch diese Treffen sollen nicht nur als Unterricht fungieren. Der Sprachkurs diene auch als Begegnungsstätte für die Ukrainerinnen und Ukrainer, sodass sie eine Gruppe vor Ort haben. Sie sehen einander öfter und können sich austauschen, erzählt die Projektkoordinatorin von der Künstlerstadt Brit Cordes.
Zunächst begrüßte Elena Henning alle Anwesenden. Auch die Vorsitzende der Künstlerstadt Kalbe, Corinna Köbele, war vor Ort und richtete einige Worte an die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, teilweise auch auf Deutsch, begann Henning damit, den Teilnehmenden das Alphabet und erste wichtige Wörter beizubringen. Die Resonanz war gut, berichtet sie im Nachhinein, „doch es ist natürlich viel Neues“.
Neben Henning wird auch eine weitere Ehrenamtliche, Evgenija Wichmann-Mazuryk, den Unterricht leiten. Die Künstlerstadt sprach die beiden Frauen im Vorfeld an, ob sie ihre Sprachkenntnisse teilen würden und ehrenamtlich tätig sein möchten, um die Sprachbarriere zu überwinden. „Beide haben gleich Ja gesagt“, erzählt Köbele erfreut. Dabei wird der Sprachkurs je nach Bedarf in Absprache der beiden Ehrenamtlichen stattfinden – voraussichtlich einmal in der Woche, damit auch genug Zeit zum Üben bleibt. Außerdem stehen sie in Kontakt mit der Kreisvolkshochschule des Altmarkkreises Salzwedel, die auch die Hefte für den Unterricht zur Verfügung stellt.
Am Ende des ersten Sprachkurses erstellten alle Anwesenden noch eine WhatsApp-Gruppe, um schneller kommunizieren zu können – unter anderen für erneute Terminabsprachen.
Elena Henning kommt ursprünglich aus Russland. Im Jahr 2000 ist sie nach Deutschland gekommen. Zunächst hat sie in Berlin gelebt und studiert – bis sie die Liebe nach Kalbe verschlagen hat. Aber auch in die Stadt habe sie sich verliebt. „Die Menschen sind klasse und der Ort sehr schön“, schwärmt sie.
Für Russlands Krieg in der Ukraine habe die Kalbenserin keinerlei Verständnis. „Es ist furchtbar, was dort passiert. Wo liegt da der Sinn?“, fragt sie sich. Mit ihrer Verwandtschaft in Russland hat Elena Henning aufgrund dessen keinen Kontakt mehr. Sie hätten eine Pro-Putin-Einstellung und fänden es richtig, dass Russland gegen die Ukraine marschiert. Dies könne Henning mit ihrer Einstellung und Überzeugung nicht vereinbaren.
Corinna Köbele verkündete noch eine positive Entwicklung. Für einige ukrainische Geflüchtete konnten schon Arbeitsplätze vermittelt werden. Falls es noch weitere Personen gibt, die Arbeitsstellen zu vergeben haben, können sie sich bei der Künstlerstadt Kalbe unter (039080) 2959 melden.