Vor dem Eingang des Gutshauses wurde die Grabplatte während der Bauarbeiten an der Außentreppe vor wenigen Tagen gefunden. Als Bauarbeiter Erde für die Pflasterarbeiten aushoben, sahen sie die Platte und dachten zunächst, es sei eine Sandsteinplatte, erzählt Henning Krüger von der Eigentümergemeinschaft. Deswegen wurde überlegt, die Platte anderweitig zu nutzen.
Aber dann wurde die Sandsteinplatte von den Bauarbeitern umgedreht. Eine Inschrift und Verzierungen mit Blumenornamenten waren erkennbar. „Wir stellten fest, dass es ein Grabstein ist“, so Henning Krüger weiter. Für eine andere Verwendung im Bau ist dieser nun zu schade. Die Grabplatte „sollte in Ehren gehalten werden“, sagt Henning Krüger. Deswegen wurde diese gesäubert und zwischen den beiden Sandsteinbänken hinter dem Gutshaus hingelegt.
An der Grabplatte fehlt die obere Ecke. Dort würde der Name der Verstorbenen stehen. Deswegen war zunächst unklar, an wen der Grabstein erinnert. Allerdings war es laut der Inschrift eine Frau von Alvensleben, die im Jahr 1745 im Alter von 55 Jahren verstorben ist. Auch ihr Mann wird erwähnt. Auf der Grabplatte steht aber nur, dass es ein Amtmann von Alvensleben war. Ein Amtmann, heute vergleichbar mit einem Bürgermeister, hat die Geschäfte der Familie von Alvensleben geregelt, erklärt Henning Krüger.
Im Kirchenbuch und in den Unterlagen der Familie von Alvensleben hatte der Hobbyhistoriker bereits nachgesehen, aber nichts zur Verstorbenen gefunden. Henning Krüger hat wenige Tage später erneut im Kirchenbuch nachgesehen, da er unbedingt herausfinden wollte, wer die Verstorbene war.
Er hat nun nach dem Sterbedatum geschaut. Anfang Juni war die Frau beerdigt worden. Zuvor hatte der Kalbenser nur nach dem Namen von Alvensleben und dem Amtmann gesucht. Aber es gab mehrere Amtsmänner, nicht nur einen. Der Kalbenser hat einen passenden Eintrag im Sterberegister gefunden. Dort steht übersetzt unter „Junius“: „Den 4. hatt der Hr. Ambtmann Stambcke seine Eheliebste Fr. Margretha Magdalene Jacobus mit einer auf dem Ambte von dem Inspectore gehaltenen Abdanckung des Abends auf den alten Kirchhoffe beisetzen lassen aetat. 55 Jahr.“ Der Grabstein erinnert an Margarethe Magdalena Stambke.
Die Frau wurde aber nicht vor dem Gutshaus begraben, verdeutlicht Henning Krüger. Im Jahr 1745, als die Frau beerdigt wurde, stand das Gutshaus, welches von etwa 1840 bis 1859 errichtet wurde, noch nicht. Einen Vorgängerbau gab es aber. Zudem befand sich der Friedhof der von Alvensleben woanders in Kalbe.