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Gardelegener Tierheim sucht Spaziergeh-Unterstützung für Hunde von Salzwedeler Rentner

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Von: Lea Weisbach

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Frau mit zwei Hunden
„Das ist mein Herzenswunsch“: Auch Tierheim-Mitarbeiterin Ann-Marie Czock hofft, dass Stromer (links) und Julchen zurück zu ihrem Herrchen nach Salzwedel können. © Lea Weisbach

Ein 76-jähriger Salzwedeler kann mit seinen beiden Hunden nicht mehr Gassi gehen. Sie leben derzeit im Gardelegener Tierheim. Damit der Besitzer seine Foxterrier nicht endgültig abgeben muss, werden Helfer gesucht.

Gardelegen / Salzwedel – „Wenn sich keine Leute melden, dann ist das Projekt gestorben. Und das wäre super traurig“, sagt Anne Born, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Tierheim Gardelegen und ehrenamtliche Leiterin der Einrichtung, im AZ-Gespräch. Gesucht werden händeringend Personen, die sich bereit erklären, mit zwei kleinen Foxterriern in Salzwedel spazieren zu gehen. Falls sich keine freiwilligen Gassi-Geher finden, müsse ein 76-jähriger Mann seine zwei geliebten Hunde endgültig im Gardelegener Tierheim abgeben – und das gilt es zu verhindern.

Zur Vorgeschichte: Vor etwa zwei Monaten meldete sich der Salzwedeler Rentner Jürgen Schulze bei Anne Born im Gardelegener Tierheim, wo er sofort Hilfe erhielt. „In Salzwedel gibt es kein Tierheim mehr“, erklärt die Leiterin. Über das Internet recherchierte er die Telefonnummer. Zunächst wollte er seine beiden Foxterrier Stromer und Julchen nur für einen kurzen Zeitraum im Gardelegener Tierheim unterbringen. Der 76-Jährige hat Probleme mit seinem Rücken und konsultierte aufgrund dessen einen Arzt. Er sollte in einem Krankenhaus behandelt werden, doch seine Termine wurden immer wieder verschoben und zuletzt auf unbestimmte Zeit abgesagt – ohne Ersatztermin, berichtet die Tierheimleiterin. An der gesundheitlichen Verfassung des Rentners änderte sich nichts, sodass seine Hunde im Tierheim blieben und auch heute noch vor Ort in Gardelegen sind. „Früher ist er auch viel mit dem Fahrrad gefahren“, erklärt Anne Born, da hatte er seine Hunde immer dabei. Doch dazu ist Jürgen Schulze mittlerweile nicht mehr in der Lage, ebenfalls zu längeren Spaziergängen nicht.

Seit zwei Monaten im Gardelegener Tierheim

Nun sind der 16-jährige Stromer und die elfjährige Julchen bereits seit knapp zwei Monaten im Tierheim. „Sie sind super nett“, betont die Tierheimleiterin. Die Foxterrier sind menschenfreundlich und mögen Kinder – nur Katzen sind nicht ihre besten Freunde. „Stromer läuft nicht mehr gut“, sagt Anne Born. Lange Strecken könne der Hund nicht mehr gehen. Julchen hingegen ist sehr agil. „Herr Schulze ist ein unglaublich lieber Mensch, tut alles für seine Hunde und ruft auch ganz oft an“, sagt Anne Born. Für sie ist das Salzwedeler Dreier-Gespann zu einem Herzensprojekt geworden. Sie habe Angst, dass sie Jürgen Schulze eines Tages sagen müsse, dass Stromer eingeschlafen ist, da er mit seinen 16 Jahren auch schon ein Hundesenior mit einigen Gebrechen ist. Ihr Ziel ist es, die beiden Hunde wieder zurück zu ihrem Herrchen zu bringen. Denn: Jürgen Schulze ist allein in seiner Wohnung. „Allein sein tut niemandem gut“, sagt Anne Born. Zunächst wollte sie zu ihm sagen: „Geben Sie doch die Hunde ab.“ Doch dann kam ihr eine bessere Idee.

Anne Born ist neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit hauptberuflich Lehrerin an der Comeniusschule in Salzwedel. Zunächst war ihre Idee als Klassenprojekt für ihre fünfte Klasse gedacht. Allerdings ist ihre Klasse nicht so groß, sodass sie mit der Schulleitung sprach. „Wir machen es als großes Projekt“, erzählt Anne Born über die Reaktion. Also berichtete sie den Schülerinnen und Schülern von Jürgen Schulze und seinen beiden Hunden. Und dass die Foxterrier nur zu ihm zurück können, wenn sich Personen finden, die einmal täglich in kleineren Gruppen mit den Hunden spazieren gehen. „Insgesamt haben sich 60 Schüler gemeldet“, erzählt Anne Born stolz. Damit sei zumindest an den Schultagen der Gassi-Geh-Bedarf gedeckt. „Das ist der erste Schritt zum guten Menschen“, freut sie sich.

Händeringend Gassi-Geher gesucht

Doch das reicht noch nicht. Es werden dringend weitere Helfer gesucht – für das Wochenende, an Feiertagen und zu Ferienzeiten. Dabei ist jeder gefragt, ob jung oder alt und aus allen Ecken der Altmark, die eine Möglichkeit haben, nach Salzwedel zu kommen. Nach einem Aufruf über die Sozialen Medien haben sich bisher drei Helfer gemeldet. Eine Person aus einem Dorf bei Salzwedel, jemand aus Seehausen und der 18-jährige Gardelegener Erik Projahn, der zudem im Jugendbeirat tätig ist. Er selbst hat keinen Bezug zu Salzwedel, nimmt die Fahrt in die 45 Kilometer entfernte Stadt jedoch gern in Kauf. „Die Fahrt ist kein Problem“, erklärt er auf AZ-Nachfrage. Noch hat er keinen Führerschein und auch kein Auto, also fährt er mit dem Bus. Erik Projahn hat eine Katze und schätzt sich selbst als sehr tierlieb ein. „Hunde habe ich sogar noch ein bisschen lieber“, erzählt er schmunzelnd. Ihm ist es wichtig, sich zu engagieren. Er möchte Gutes tun und weitere Personen dazu ermutigen.

Auch Anne Born wünscht sich mehr Personen, die sich ehrenamtlich einsetzen und „die Augen bei anderen Menschen offenhalten“, erklärt sie. Sie hofft für den älteren Mann, dass sich genug Gassi-Geher finden, sodass er wieder mit seinen Hunden vereint sein kann. Interessierte, die beim Spazierengehen unterstützen möchten, können sich im Gardelegener Tierheim unter Tel. (0 39 07) 71 51 05 oder bei Anne Born unter Tel. (0176) 22 88 11 24 melden. Ausrüstung zum Gassi-Gehen kann gestellt werden. Außerdem dient die Tierheimleiterin bei Fragen rund um das Thema als Ansprechpartnerin.

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