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Gardelegener Gedenkstätten-Leiter äußert sich zum Diebstahl: „Schändung der Grabanlage“

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Von: Ina Tschakyrow

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Zwei Widmungstafeln
Die französische und die US-amerikanische Widmungstafel auf dem Außengelände der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe wurden gestohlen. © Sammlung Gedenkstätte Gardelegen

Der Diebstahl von der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe sei eine „Schändung der Grabanlage“, sagt dessen Leiter Andreas Froese. Entwendet wurden unter anderem drei Widmungstafeln, die an die Ermordeten erinnerten.

Gardelegen – Der Diebstahl sei eine „Schändung der Grabanlage“, sagt Andreas Froese, Leiter der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe, „vor allem, wenn man sich überlegt, wem der Ort und die Tafeln gewidmet sind“. Andreas Froese und Roland Schneidereit, Stadtangestellter für die Pflege, hatten den Diebstahl am Montag bemerkt. Die Polizei geht von einer politisch motivierten Straftat aus.

Widmungstafeln sollen in Ehren gehalten werden

Gestohlen wurden von bisher unbekannten Tätern drei Widmungstafeln, die sich auf dem Außengelände an einem Unterstand befanden. Eine der Widmungstafeln war aus Frankreich von der Vereinigung der KZ-Überlebenden Buchenwald und Mittelbau-Dora. Von US-amerikanischen Veteranen, die die Gardelegener Gedenkstätte im Jahr 2000 besucht hatten und die an die Ermordeten erinnert sowie an den Befehl an die Gardelegener, den Ehrenfriedhof zu pflegen, war eine weitere Widmungstafel. Die dritte, die aus Bronze bestand, war aus Deutschland und erinnerte auch an die ermordeten KZ-Häftlinge. Es sei wichtig für Vereinigungen, die die Widmungstafeln an die Gedenkstätte „würdig übergeben“ haben, erklärt Andreas Froese, dass die Tafeln „in Ehren gehalten werden“.

Weiterhin wurden aus drei Tafeln die Informationen entwendet. Wie Andreas Froese erklärt, waren das Schaukästen, die auf dem ganzen Gelände verteilt sind. Die drei Informationstafeln, die aufgebrochen wurden, befanden sich am Ehrenfriedhof. „Die Inhalte wurden gestohlen“, ergänzt er. Inhaltlich ging es um den Friedhof, die Pflege dessen und das Andenken an die Ermordeten, informiert er weiter. Andere Informationstafeln wurden nicht beschädigt.

Flyer werden viel genutzt

Ein Informationsständer mit Flyern in unterschiedlichen Sprachen, der sich am Eingang des Besucher- und Dokumentationszentrums befindet, wurde auch gestohlen. Andreas Froese erzählt, dass dieser von Besuchern viel genutzt wird, die Flyer werden immer wieder nachgelegt, sowohl in deutscher Sprache sowie fremdsprachig. Der Informationsständer wurde nahe der Gedenkstätte in einem Gebüsch wieder aufgefunden und von der Polizei sichergestellt. „Die Polizei war schnell da und hat alles akribisch aufgenommen“, bedankt sich der Gedenkstättenleiter.

Wie mit diesem Diebstahl umgegangen werden soll, werde derzeit überlegt, sagt Andreas Froese. Er erzählt, dass alles, was sich auf der Gedenkstätte befindet, dokumentiert ist. So gibt es beispielsweise Fotos von den nun gestohlenen Widmungs- und Informationstafeln.

Bereits mehrere Straftaten

Vom Gelände der Gedenkstätte wurde im Jahr 2019 bereits eine Widmungstafel aus Polen gestohlen. Weitere Straftaten fanden in den vergangenen Jahren statt. 2012 bis 2013 wurden die Kreuze auf dem Ehrenfriedhof herausgerissen. Auch werden immer wieder die Gedenksteine, die den Weg der KZ-Häftlinge während der Todesmärsche im April 1945 markieren, beschädigt. Zuletzt in Gardelegen im Januar 2021.

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