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Ortsumfahrt Bismark krampft planlos

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Von: Marco Hertzfeld

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Ein Lastkraftwagen rauscht dicht am Bürgerhaus in Bismark vorbei.
Lastkraftwagen haben auf der Breiten Straße nicht besonders viel Platz. Zudem gibt es einen Steinwurf weit vor dem Bürgerhaus ein regelrechtes Nadelöhr. © Marco Hertzfeld

Eine Ortsumfahrung für Bismark schiebt sich auf die politische Tagesordnung. Linken-Ortsbürgermeisterin Ruth Rothe sieht das Zentrum vor einer Autobahnwelle.

Bismark – Ein Lkw und ein Traktor samt Anhänger begegnen sich in Höhe des Bürgerhauses. Eine Mutter hat ihren Kinderwagen gerade über den Zebrastreifen kurz dahinter geschoben. Weitere Lastkraftwagen und Dutzende Autos passieren in kurzer Zeit die Innenstadt. „Es kann bei uns hier schon einmal schnell eng werden“, sagt Ortsbürgermeisterin Ruth Rothe leicht sarkastisch. Von einer Ortsumfahrung reden Politik und Verwaltung bereits seit Jahrzehnten. Dass die künftige Autobahn 14 und die Abfahrt Uenglingen insbesondere dem Bismarker Zentrum noch einmal spürbar mehr Verkehr bescheren wird, daran hat die Linke keinen Zweifel. „Die Einheitsgemeinde muss einfach am Ball bleiben und den Druck auf Land und Bund erhöhen.“

Eine Demonstration oder ähnlichen Protest, womöglich vom Ortschaftsrat und ihr initiiert, werde es nicht geben, jedenfalls in absehbarer Zeit nicht. „Wir setzen einfach darauf, dass an höherer Stelle endlich Einsicht einkehrt“, sagt die Genossin dieser Zeitung auf Anfrage. Im Rathaus, das für insgesamt 20 Ortschaften zuständig ist, versichere man ihr immer wieder, bei den zuständigen Stellen regelmäßig auf der Matte zu stehen. Doch: Von einer Ortsumfahrt für Bismark ist bestenfalls noch die Rede. „Dabei waren wir schon einmal ein Stück weiter. Vor etwa 20 Jahren kam das Thema groß auf den Tisch, doch dann ist es unter den Tisch gefallen, weil andere Dinge wichtiger waren.“ So richtig verstehen will und kann das Rothe nicht.

Sie wisse in ihrer Forderung nach einer Ortsumfahrung den Ortschaftsrat und zahlreiche Bürger hinter sich. „Warum die große Politik bei Großprojekten wie dem Autobahnbau regelmäßig das Umland zumindest hinten anstelle, weiß ich nicht. Vielleicht gibt das Umland schon reflexartig klein bei“, mutmaßt die ehrenamtliche Bismarker Bürgermeisterin, seit wenigen Tagen 73 Jahre alt.

Rothe sieht im zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Uelzen und Stendal, im Volksmund Amerika-Linie genannt, ein weiteres Beispiel für „fehlende Sensibilität und mangelnden Weitblick“ dem ländlichen Raum gegenüber. „Ich befürworte das Großprojekt, weil damit mehr Güter von der Straße auf die Schiene kommen, ja. Doch sollten Bahn und Politik doch bitte auch die Folgen beachten, Schienen queren Straßen, mehr Züge bedeuten mehr Wartezeiten vor Schranken, mehr Lärm und anderes dazu.“ Und ja, die Einheitsgemeinde werde durch eine mehr denn je genutzte Bahnstrecke regelrecht geteilt. Eine Ortsumfahrung Kläden, seit geraumer Zeit avisiert, könnte tatsächlich einiges entzerren helfen.

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