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Nägel und Bürokratie: Stöckheimer Goliath-Figur kommt nicht auf die „Eichen-Insel“

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Von: Kai Zuber

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Der geschnitzte, hölzerne Stöckheimer Goliath kommt nicht auf die Eichen-Insel mitten in dem Rohrberger Ortsteil. Aus diversen Gründen ist dies nicht machbar. Dennoch wird das Projekt nun anderenorts umgesetzt. Dazu werden konkrete Ideen gesucht. © Zuber, Kai

Der geschnitzte, hölzerne Stöckheimer Goliath kommt als Figur nicht auf die Eichen-Insel mitten im Rohrberger Ortsteil. Aus diversen Gründen ist dies nicht machbar, wie es seitens der Kommune hieß. Der Grund dafür sind Nägel und die zähe deutsche Bürokratie. Dennoch wird das Projekt nun anderenorts umgesetzt. Dazu werden konkrete dreidimensionale Ideen gesucht.

Stöckheim – „Leider bräuchten wir eine teure behördliche Standfestigkeitsprüfung für das Projekt auf der Stöckheimer Verkehrsinsel. Außerdem sind in dem nach der Fällung des Baumes verbliebenen Eichenstumpf im Laufe der vergangenen Jahrzehnte viele Stahlnägel reingehauen worden, die der Kettensäge des Melliner Schnitzkünstlers Fred Heidenreich das Handwerk legen würden“, sagte Rohrbergs Bürgermeisterin Silke Niebur.

Weil es im benachbarten Hohengrieben seinerzeit bei der Aufstellung der Holzfigur des Preußenkönigs „Alter Fritz“ ähnliche Probleme gab, wolle man sich dort informieren beziehungsweise Anregungen holen, hieß es. Der Melliner Schnitzkünstler Fred Heidenreich möchte außerdem nun konkrete Vorschläge haben, wie die Stöckheimer Goliath-Figur aus Holz aussehen soll. „Einfache Zeichnungen oder Fotos genügen nicht, daher werden dreidimensionale Ideen gesucht“, so die Ortschefin.

Hintergrund: Nach der Sage des Stöckheimer Hünengrabes soll eine Goliath-Figur aus dem Stumpf der Eiche geschnitzt werden. Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, sind 2500 Euro im Haushaltsrest der Kommune reserviert.

Die ursprüngliche Idee des Projektes: Um das Großsteingrab Stöckheim ranken sich einige volkstümliche Sagen. Eine sieht es als Grab des biblischen Riesen Goliath an. Dieser habe es im heiligen Land nicht mehr ausgehalten, da er dort aufgrund seiner Niederlage gegen den Hirtenjungen David verspottet wurde. Er beschloss, sich eine neue Ruhestätte zu suchen und fand den geeigneten Platz in Stöckheim. Dort stellte er zunächst einige Steine auf und kehrte dann noch einmal um, um seinen goldenen Sarg und seinen Grabstein zu holen. Den Sarg nahm er unter den Arm und den Grabstein band er sich mit einer goldenen Kette auf den Rücken. Diese scheuerte aber beim Laufen und bildete somit die markante Rinne auf dem nördlichen Deckstein.

Auch für die Schälchen findet die Sage eine Erklärung: Diese entstünden, weil Goliath in jeder Neujahrsnacht aus seinem Grab steige und drei Löcher in den Stein schabe. Diese seien so groß wie die Wunde, die Davids Steinschleuder ihm einst geschlagen habe.

Eine andere Sage berichtet von unterirdischen Wesen, die sich häufig in der Grabkammer aufhalten und Kinder entführen. Die Sage erzählt von einem Verwalter des Rittergutes von Ahlum, der auf diese Dinge nichts gab und seine Tochter nicht zur Vorsicht ermahnte. Die gut aussehende und gesunde Tochter wurde daraufhin von den Unterirdischen gegen ein hässliches, geisteskrankes Mädchen vertauscht, welches bereits mit 18 Jahren starb. Die Unterirdischen sollen die Grabkammer aber auch häufiger verlassen, um bei der Ahlumer Mühle auf dem sogenannten Mühlenstein Kegeln zu gehen. Dieser Stein wurde 1901 entfernt und als Baumaterial verwendet.

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