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Kleines Weltwunder mitten in Nettgau

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Von: Kai Zuber

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Staunend stehen sehr häufig Ausflügler und Touristen, aber auch Altmärker gleichermaßen vor dem Wahrzeichen des Jübarer Ortsteils Nettgau. Selfies vor dem „Weltwunder mitten im Dorf“ sind keine Seltenheit. Der Erdkugel-Brunnen in Nettgau auf dem Dorfplatz ist ein Wunderwerk der Technik und des Erfindergeistes.

Nettgau – Ein Tüftler und Initiator hat sich im Ort ganz besonders hervor getan: Brunnen-Meister Hartmut Mennecke ist jetzt 69 Jahre alt. Er wohnt in Nettgau direkt an seinem Lieblingsprojekt – dem berühmten Weltkugelbrunnen. „So etwas gibt es normaler Weise nicht in einem so kleinen Dorf. Einen solchen Brunnen erwartet man eher in einer der großen Metropolen“, sagt Hartmut Mennecke und berichtet dann der AZ, wie sein „Baby“ entstanden ist.

Ein älterer Mann mit grauen Haaren schaut in die Kamera.
Brunnen-Meister Hartmut Mennecke (69) hatte die Idee zu dem Nettgauer Weltkugel-Projekt. © Kai Zuber

„Seit dem Jahr 2002 gibt es jetzt unseren Brunnen. Die Murmel aus Naturstein ist Made in China. Die Idee dazu hatte ich“, berichtet der Senior. Ein Steinmetz aus Steimke hatte den Nettgauern die Natursteinkugel recht preisgünstig verkauft. Dann wurde getüftelt, wie das Brunnen-Projekt technisch umgesetzt werden kann. Die 700 Kilogramm schwere Steinkugel mit dem Abbild der Länder und Kontinente der Erde dreht sich in einem nur einen Millimeter dicken Wasserfilm. Dazu hatte sich Mennecke etliche vergleichbare Brunnen in Städten und Gemeinden angesehen – und zwar weltweit bei seinen weiten Reisen. „Die Gemeinde hat das Projekt gesponsert. Damals war Nettgau als Kommune noch selbstständig und hatte noch finanzielle Rücklagen. Die Vorlagen kamen auch von Brunnen aus den Nachbarorten“, erklärt Mennecke. Damit sich die schwere Kugel auf dem dünnen Wasserfilm auch dreht, wurde mittels eines eingearbeiteten Kreuzes ein gewisser Drall erzeugt. Viel Zeit ging hier mit dem Experimentieren zu, damit alles wie geplant klappt. Erst war die Kugel immer stehen geblieben, doch den „Dreh“ hatten die Tüftler dann im wahrsten Sinne des Wortes irgendwann raus.

Der alte Nettgauer Gemeinderat war bei dem Projekt mit im Boot. Heute dreht sich die 700 Kilo schwere Naturstein-Weltkugel immer nach rechts. Die Unfallgefahr ist wegen des millimeterdünnen Wasserfilms quasi gleich null. „Da passt ja kein Finger drunter, den man sich klemmen könnte“, meint Mennecke. 1000 Mal wurde der Nettgauer Brunnen bis heute fotografiert. Eine Firma aus Mellin und ein Dachdecker aus Jübar sorgten für ein schickes Brunnenhäuschen. Eine Zeitschaltuhr lässt den Brunnen nur am Tage ab etwa 8 Uhr laufen, um Strom zu sparen. Ein passender Filter und regelmäßige Wartungen sowie ein Frühjahrsputz sorgen für einen reibungslosen Betrieb. „Ganz viele sind begeistert. Die Kugel wurde übrigens in Asien von einer computergesteuerten Großfräse aus einem Stück geschaffen und ist perfekt rund, sonst würde sich das Ganze gar nicht drehen. Die Wasserpumpe hält etwa zwei Jahre durch, dann muss sie ausgetauscht werden“, erläutert Brunnen-Meister Hartmut Mennecke. Dass er einen Nachfolger sucht, der künftig sein „Baby“ betreut, war für den rüstigen Senior sicher noch nicht ganz ernst gemeint. Denn noch funkelt es in seinen Augen, wenn er vom berühmten Nettgauer Brunnen spricht.

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