Die AZ fragte beim Altmarkkreis Salzwedel nach: „Wie schätzt die Untere Jagdbehörde die Gefährdungslage der Bevölkerung bei dieser Jagd ein? Wurden bei der Jagd in Tangeln die Sicherheitsbelehrungen ordentlich durchgeführt und umgesetzt? Wurden die Schützen ordnungsgemäß hinsichtlich der Schusskorridore eingewiesen, bzw. haben sie sich an die Anweisungen gehalten oder diese verletzt? Wurden die Sicherheitsabstände eingehalten? Wie wird der gesamte Vorgang eingeschätzt und ausgewertet? Kann dem oder den Schützen nach aktuellem Kenntnisstand ein Fehlverhalten nachgewiesen werden?“ Die ausführliche Antwort des Altmarkkreises Salzwedel kam prompt.
„Der Unteren Jagdbehörde liegt der Videoclip vor, der vier Wildschweine zeigt, die in Richtung Ortslage Tangeln laufen. Kurz darauf sind fünf Schüsse zu hören. Hierbei ist nicht zu erkennen, welche Person(en) die Schüsse abgibt/abgeben und ob in Richtung des Dorfes geschossen wurde“, stellte Inka Ludwig von der Pressestelle des Altmarkkreises fest.
Den Videoclip und die dazu eingegangenen Anrufe habe die Behörde zum Anlass genommen, am 31. Januar um 14 Uhr mit den Jägern am Ort des Geschehens den Sachverhalt zu erörtern. Dort wurde ausgeführt, dass sie sich am 28. Januar zu einer sogenannten „Abstauberjagd“ in der Gemarkung Tangeln eingefunden haben. Nach gemeinsamer Sichtung des Clips haben die Jäger laut Altmarkkreis beschrieben, dass die Wildschweine, die im Video in die befriedeten Grundstücke flüchteten, von ihnen nicht beschossen wurden. Die fünf Schüsse wurden von zwei Jägern mit ihrer Büchse (Kaliber .3006) gemeinsam auf zwei Wildschweine abgeben, die vom Dorf weg in Richtung Wald (Flugplatz) flüchteten. Ein geeigneter Kugelfang war hier laut Pressestelle daher gegeben (ansteigendes Gelände).
Von den beschossenen Sauen kam ein Stück zur Strecke. Nicht auf dem Video zu sehen ist, dass das Wildschwein, das über die Straße in einen Hühnerauslauf flüchtete, dort nach Angaben des Kreises mit einer Schussverletzung im Bauchraum aufgefunden wurde. Es ist laut Unterer Jagdbehörde davon auszugehen, dass das Stück bereits verletzt bei den Jägern angekommen ist. „Es musste nach dem Landesjagdgesetz von Sachsen-Anhalt von seinen Leiden erlöst werden. Der Frischling, der laut dem Video ebenfalls im benachbarten Grundstück verschwunden ist, ist in einem Bogen erneut in Richtung Wald geflüchtet und konnte dann von einem Jäger gestreckt werden. Die Schussabgabe erfolgte dabei ebenfalls in Richtung des Waldes und auch hier war der erforderliche Kugelfang gegeben“, heißt es in der Stellungnahme der Behörde.
Der Jagdpächter habe seine Dokumentation über die Einweisung und Belehrung der Jäger in der Untere Jagdbehörde vorgelegt. „Nach derzeitigem Erkenntnisstand ist von keinem Fehlverhalten der Jäger auszugehen“, so Inka Ludwig von der Pressestelle des Altmarkkreises Salzwedel. Doch damit scheint nach aktuellem Stand das Thema nicht vom Tisch zu sein, denn: Mehrere Weidmänner und Pächter gehen eindeutig auf Distanz zu den Vorkommnissen bei dieser Jagd und der offiziellen Darstellung. Erfahrene Jäger wollen auf dem besagten Video nämlich gesehen haben, wie nach einem Schuss ein Wildschwein plötzlich die Richtung änderte, was aus ihrer Sicht darauf hindeuten könnte, dass eben genau diese Sau beschossen sein könnte.
Erstes Fazit: Es bleibe zumindest ein ziemlich fader Beigeschmack. Eine solche Jagdpraxis lasse laut Kritik die gesamte Jägerschaft in keinem guten Licht erscheinen. Ob es im Nachhinein noch zu einer polizeilichen Anzeige und damit weiteren Ermittlungen wegen möglicher Gefährdung der Öffentlichkeit im Zuge dieser Jagd in Tangeln kommt, bleibt abzuwarten.