Mit einer Zahnbürste bewaffnet durfte sich Sebastian ans Fegen machen. Alternativ gab es in Abständen einen Pinsel, Kinder-Kehrblech oder einen Schrubber mit wenig Borsten. Der 30-Jährige bewachte zwei Bananenkisten voller Kronkorken auf der Rathaustreppe, doch seine Freunde hatten kein Erbarmen. Sie zogen ihn von seinem Papp-Thron und alle Deckel klirrten erneut zu Boden. Und so fegte „Sippi“ weiter und weiter und weiter. Erst als der Jubilar die unterste Stufe erreicht hatte, erbarmte sich eine kleine Jungfrau des bereits erschöpften Fegers. Nach kurzer Verhandlung erlöste seine Tochter Emily ihn mit einem Kuss auf die Wange. Um die spätere Feier nicht zu gefährden, halfen alle Freunde und Kameraden mit, die Rathaustreppe von den Kronkorken zu befreien. Von seiner Verlobten Sarah erfuhr die AZ, dass bereits im kommenden Jahr die Hochzeitsglocken läuten werden.
Der Brauch des Treppenfegens, um 1890 erstmals erwähnt, stammt eigentlich aus Bremen. Seit den 1950er-Jahren verbreitete er sich und ist heute in ganz Norddeutschland und sogar in Barcelona, Boston und Birmingham zu finden.