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Wasserstand des Arendsees ist Gegenstand behördlicher Untersuchungen

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Von: Jens Heymann

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Vielerorts lässt sich der niedrige Wasserstand des Arendsees erkennen.
Vielerorts lässt sich der niedrige Wasserstand des Arendsees erkennen. Das Zusammenspiel von ober- und unterirdischen Faktoren soll untersucht werden. © Heymann, Jens

Der niedrige Wasserstand des Arendsees beschäftigt nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch das Umweltamt der Kreisverwaltung. Die Leiterin des Sachgebiets Wasserwirtschaft, Claudia Lembke, stellte nun am Donnerstag in Salzwedel im Rahmen des Kreisordnungs- und Umweltausschusses den aktuellen Stand aus Behördensicht dar.

Arendsee / Salzwedel / Lüchow – Das, was sie sagte, klang alarmierend. So hatte der Arendsee im Herbst 2022 den niedrigsten Wasserstand der vergangenen 60 Jahre. Rund ein Meter fehlt zu dem, was zwischen 1960 und noch bis vor fünf, sechs Jahren normal war. Die Folgen sind auch für Touristen längst sichtbar – Dünen am Strandbad, neue Uferbereiche, stillstehende Wasserspielanlagen (Rutsche und Co.) sowie Stege (wie bei Zießau), die kaum noch oder nicht mehr über Wasser führen. Allein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum habe der Arendsee weitere 18 Zentimeter an Seewasserspiegel verloren, so Lembke. Eine Messstelle bei Zießau hat demnach für diesen Februar rund 92 Zentimeter Wasserstand angegeben – zwölf Monate zuvor waren es 110 Zentimeter. Ab Juni 2022 sank der Wasserstand durch normale jahreszeitliche Schwankungen kontinuierlich bis auf 75 Zentimeter, konnte jedoch seit Mitte Dezember noch nicht wieder auf das alte Niveau zurückkehren.

Aus Sicht der Behörde kommen mehrere Faktoren dafür in Frage: So erhalte die Region weniger Niederschlag als normal. Messdaten der vergangenen fünf Jahre geben einen Normalwert von 555 Millimeter jährlich an. Dieser Wert ist seit 2018 den Daten zufolge in keinem Jahr erreicht worden:

• 2018: 300 Millimeter;

• 2019: 516 Millimeter;

• 2020: 523 Millimeter;

• 2021: 511 Millimeter;

• 2022: 420 Millimeter.

Aufgerechnet über den gesamten Zeitraum fehlt also ein ganzes Jahr an Niederschlägen (505 Millimeter).

Claudia Lembke führt auch eine erhöhte Verdunstung von der Oberfläche des Sees an, beispielsweise durch höhere Temperaturen. Außerdem sei der Zufluss aus Oberflächengewässern und Grundwasser stark reduziert. Der Grundwasserstand hat sich nach Daten des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft von 6,20 Meter unter dem gewählten Messpunkt im Jahr 2012 auf zuletzt 7,20 Meter zurückgezogen.

Spätestens seit dem Sommer gibt es in der Region einen Vorwurf – dass durch großzügiges Beregnen von Feldern im angrenzenden Wendland der Altmark das Wasser abhandenkommt. Darauf ging Claudia Lembke im Ordnungs- und Umweltausschuss ein. Die Fließrichtung des gemeinsamen Grundwasserkörpers verlaufe tatsächlich von Süden nach Norden. Das Zusammenwirken der Faktoren soll aber in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Lüchow-Dannenberg durch eine sogenannte hydrogeologische Untersuchung ermittelt werden. Dazu bereitet dieser einen Förderantrag vor, der auch das Arendseer Gebiet umfasst. Mit den gewonnenen Erkenntnissen solle dann gehandelt werden. Die Umweltbehörden beider Landkreise wollen zusammenarbeiten und in Kontakt bleiben.

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