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DHL und der „Teilverlust“

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Das Paket war augenscheinlich aufgerissen und mit breitem, durchsichtigem Klebeband wieder verschlossen worden. Bei der Übergabe an den Empfänger fehlte so einiges. Foto: Güssefeld
Das Paket war augenscheinlich aufgerissen und mit breitem, durchsichtigem Klebeband wieder verschlossen worden. Bei der Übergabe an den Empfänger fehlte so einiges. © Güssefeld

Kläden. Cornelia Rost aus Kläden hatte den Ärger wegen eines geplünderten Paketes schon fast vergessen. Da entdeckte sie in der AZ den Artikel über einen gleich gelagerten Fall in Aulosen. „Ich muss das einfach einmal loswerden“, sagt die Klädenerin und erzählt.

Am 19. Juni hatte sie ein Paket verschickt. Ein versichertes – an ihre Tochter in Bayern. Anlass war die Taufe der Enkelin. „Wir wollten auf diese Art gratulieren, weil wir im Urlaub waren“, so die Oma. Im Paket unter anderem ein goldenes Schmuckstück für die Enkelin, eine Karte für den Enkel mit Bargeld und ein Gutschein für den Schwiegersohn. Am 21. Juni kam das Paket an. Auf Nachfrage der Oma wurde schnell klar, dass das Bargeld, das Schmuckstück und der Gutschein verschwunden waren. Und das Paket war an den Seiten zerstört und provisorisch mit einem Klebeband verschlossen.

„Mein Mann und ich hatten einen Hals“, so die Klädenerin. Nicht nur, dass die Geschenke verschwunden waren, sondern auch, dass das Unternehmen mit dem Slogan „zuverlässig und sicher“ wirbt. „Aber was dann passierte, war noch eine Idee schärfer“, so Cornelia Rost. DHL sprach von „Teilverlust“, obwohl der Großteil der Geschenke – ein Strampler und Söckchen waren noch da – augenscheinlich gestohlen worden war. Es habe kein Wort der Entschuldigung gegeben – aber Forderungen. Nachweise sollten erbracht werden, Hinweise auf Möglichkeiten, das über das Internet zu tun, inklusive. „Ich hatte noch eine Rechnung für das Schmuckstück. Was wäre aber gewesen, wenn es ein anderes Schmuckstück, ein Erbstück gewesen wäre?“, fragt sich die Geschädigte. Mit einem Brief wandte sie sich an DHL – handgeschrieben. Mit dem Hinweis, dass es Diebstahl und kein Teilverlust sei, außerdem sei das Paket versichert. „Ich hatte den Eindruck, man wolle uns bei unseren Forderungen müde machen“, sagt sie. Aber sie hatte sich nicht müde machen lassen – und bekam das Geld für die gestohlenen Dinge wieder zurück. Das war dann am 17. August. „Ich habe die Nase voll. Innerhalb weniger Tage erfuhren wir in verschiedenen Zeitungen von derartigen Vorfällen. Aber immer war es ganz klarer Diebstahl, und nicht Teilverlust“, schimpfte die Oma, die Gutes tun wollte und Böses erfahren musste.

Der Familie in Aulosen wolle sie aber unbedingt noch sagen, dass sie sich nicht bei der Polizei, sondern beim Dienstleiter DHL beschweren müsse. Der Weg sei in ihrem Fall erfolgreich gewesen.

Was könne man gegen derartige Dinge unternehmen?, fragt sich die Klädenerin. Sie wird auf jeden Fall einen anderen Anbieter in Anspruch nehmen, hieß es. Und: Wer es anders organisieren könne, sollte Geld und Schmuck nicht per Paket versenden. „Wir haben endlich alles ersetzt bekommen, aber nicht unsere Nerven“, hieß es.

Von Harry Güssefeld

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