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Photovoltaik und Windkraft in Arendsee: Kampf ums Land ist in vollem Gange

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Von: Detlef Güssefeld

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Ein vom Wetter strapaziertes gelbes Ortsschild steht neben einem Feld.
Im Bereich des Weinbergs bei Gestien könnten irgendwann bis zu 36 Windräder stehen. Viele Landbesitzer kennen das Vorhaben und sollen Vorverträge unterschreiben. © Harry Güssefeld

Die Diskussionen um Flächen für Photovoltaikanlagen in Arendsee scheinen in geordneten Bahnen zu verlaufen. Weil es der Verwaltung aus den Händen zu gleiten schien, bedient man dich derzeit des Mittels eines gesamträumlichen Konzeptes.

Leppin/Arendsee – Die Diskussionen in den Orten laufen teils kontrovers, teils einvernehmlich. Auch in Leppin. Doch immer noch wollen es Investoren wissen. Während der jüngsten Ortschaftsratssitzung im Leppiner Gemeinschaftshaus trat ein weiterer Interessent an Flächen für Photovoltaik auf. Jan Hoffmann von der Innovar-Solar GmbH mit Sitz in Meppen reiht sich in die Schar der Interessenten ein. Der Rat lobte die Herangehensweise. Bevor die Eigentümer der Flächen besucht würden, habe Hoffmann den Weg in die Ratssitzung gewählt.

Es geht um Flächen, die nicht unbedingt als Vorrangflächen gehandelt werden. Der Rat hörte zu, gab dem Vertreter aber noch kein „Go“. Im nächsten Schritt wolle sich Jan Hoffmann in der Verwaltung informieren, hieß es. Und vorhandene Pläne einsehen, sagte er der AZ. Doch der Auftritt des Investor-Vertreters zeigt, dass mit dem derzeitig in Bearbeitung befindlichen gesamträumlichen Konzept noch längst nicht alle Wünsche berücksichtigt sind. Aber das sei ja auch nicht Ziel, hieß es. Nur geordnet solle alles gehen. Doch das scheint in Sachen Windkraftanlagen derzeit nicht so zu sein. Wie in Arendsee bekannt, habe es inzwischen Informationsveranstaltungen ohne Kenntnis der Verwaltung gegeben. Es handele sich dabei um Versammlungen, zu denen Landbesitzer rund um den Weinberg eingeladen worden waren. Mit dem Ziel, einem möglichen Investor für bis zu sechs Jahre Land zu sichern. Besucher der Versammlung berichteten, dass 36 Windkraftlangen im Bereich Leppin, Gestien und Rathsleben errichtet werden könnten. Die Bereitschaft, ihre Ländereien zur Verfügung zu stellen, sei groß, berichtete Tobias Abel, der die Versammlung besucht hatte und am Montag als Einwohner an der Ortschaftsratssitzung in Leppin teilnahm. Er fand es schon bemerkenswert, dass ihm Grundeigentümer erklärten, mit der Pachtzahlung seiner Agrargenossenschaft könne man nicht leben. „Es geht hier nur noch ums Geld“, so Abel. Kritische Nachfragen in der Windkraft-Versammlung seien seitens der Landeigentümer nicht gewünscht gewesen.

Die Ortschaftsräte in Leppin zeigten sich verwundert. Denn wie gesagt: Die Verwaltung und auch der Ortsbürgermeister seien von einem derartigen Vorgehen der Landsicherung überrascht. Sofort gab es eine klare Positionierung: Man wolle das so nicht. In Sachsen-Anhalt, so hieß es, sei das Aufstellen von Windkraftanlagen in Wäldern noch nicht genehmigt. „Doch wie lange noch?“, machte die Runde klar. Die Investorenschar warte auf den Tag, an dem das auch möglich ist. Und dann gewinne der, der sich die Aufstellflächen frühzeitig sicherte. Doch Leppins Ortsbürgermeister Dirk Giemulla sieht eine Gefahr auf die Kommunen zukommen. Die Aufteilung der Gemarkungen unter den Interessenten von Photovoltaik- und Windkraftanlagen habe begonnen. Wo das endet, wisse niemand. Prozentuale Vorgaben könnten morgen schon wieder verworfen werden. Der Drang nach alternativen Energien sei löblich. Aber Fehler, die jetzt gemacht würden, könnten dann für eine lange Zeit nicht mehr behoben werden. Dennoch riet Dirk Giemulla den Landbesitzern, sehr wachsam zu sein. Sollten Angebote ins Haus flattern oder Investoren an der Tür klingeln, sollte man wissen, dass eine Unterschrift unter Vorverträge vieles verändere. Wie hieß es in Leppin: Die Aussicht auf Geld, viel Geld, dürfe nicht zu Überrreaktionen führen.

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