Ich selbst habe endlich die Schallplatte „Weihnachten in Familie“ bekommen. Die Mutter eines Freundes hat sie mir verkauft. Das Cover noch voll in Ordnung, die Scheibe ohne Kratzer. Der Kauf fand im Sommer statt. Und ich habe diese Platte noch nicht einmal aufgelegt. Das will ich am Heiligabend tun.
Was mir an dem Werk so gefällt, ist die Harmonie, die es noch geben muss. Mutter, Vater und Kinder unter dem Baum. Plätzchen backen, singen, basteln. Ach ja, da sitzt ja eine andere Frau mit ihm unter dem Baum. Chris Doerk und Frank Schöbel, das Traumpaar von einst, hatte sich längst getrennt.
Mit der neuen Frau, Aurora Lacasa, hatte er zwei Töchter. Ein Partnerwechsel der Art, auf den viele von uns sicherlich zurückblicken können. Wenn eine Liebe endet, gibt es eine neue. Manchmal.
In diesem Fall hatte es ja sichtlich geklappt. Frank Schöbel blieb der Sunny-Boy, der es sogar schaffte, mit „Wie ein Stern“ auch im Westradio zu punkten. Aber da gehörte er nicht hin, er war ja ein Sohn des Ostens. Denn so viele Stars hatte man zwischen Rügen und dem Erzgebirge nicht.
Franki-Boy war einer von uns. Und das sollte so bleiben. Und vielleicht hat er ja mit Johannes Heesters ein Vorbild und steht noch mit 100 auf der Bühne.
Ich selbst habe Frank Schöbel selten live erlebt. Einmal, im Burggarten in Salzwedel, standen so viele Fotografen auf der Bühne, dass Frank Schöbel sagte: „Schön, dass ihr alle da seid. Aber ein wenig Platz müsst ihr mir lassen. Ich möchte ja singen.“ Und er schmetterte seine Lieder und erreichte wieder einmal die Herzen der in die Jahre gekommenen Salzwedeler. Denn, wie ich mich erinnern kann, war nur eine Handvoll junger Leute erschienen.
Ich freue mich, dass ich mit Frank Schöbel einen Künstler kenne, der sehr wohl maßgeblich die Schlagerszene in der DDR geprägt hat. Und ich finde es großartig, dass mit „Heißer Sommer“ ein Film entstand, der mir immer wieder gefällt. Vielleicht, weil mich dieser Film an die fröhliche Jugend erinnert.
Und am Heiligen Abend werde ich die Schallplatte auflegen. 1985 bei Amiga geprägt. Und neben so weltlichen Liedern sind darauf auch Kirchenlieder.
Übrigens: „Weihnachten in Familie“ soll die meistverkaufte Platte in der DDR gewesen sein. Mich wundert das nicht. Zeigt es doch, dass der Wunsch nach Harmonie stärker war und ist, als oft zugegeben. Frank Schöbel wurde nun 80, alles Gute.