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Streit im Sozialausschuss Arendsee um Tempel-Rekonstruktion

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Von: Detlef Güssefeld

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Eine historische Aufnahme zeigt ein tempelartiges und von Bäumen umranktes Gebäude an einem Seeufer.
So hat der Seetempel von Gustav Nagel (1874-1952) einst ausgesehen und annähernd so soll er auch wieder entstehen. © Harry Güssefeld

Als während der jüngsten Stadtratssitzung Stadtrat Uwe Walter eine Willensbekundung des Gremiums für das Vorhaben des gustaf-nagel-Fördervereins, den Tempel wieder aufzubauen, forderte, gab es Bedenken. Insbesondere aus der Richtung der Fraktion Arendsee-Land/Freie Liste. Dort vertritt man die Meinung, dass eine unkonkrete, pauschale Willensbekundung am Ende Hoffnungen und Erwartungen nährt, die nicht erfüllt werden können. Am Mittwochabend während der Sozialausschusssitzung in Rademin bestätigte sich diese Auffassung.

Sieben Treppenstufen und eine alte Säule erinnern an ein zerstörtes Bauwerk.
Nur diese Treppenstufen und ein paar Säulenreste sind heute von der Anlage übrig. © Harry Güssefeld

Arendsee – Zunächst hatte Antje Pochte als Vorsitzende des Fördervereins über die gerade laufende Spendenaktion berichtet. Es gehe darum, die Kosten für Gutachten und vorbereitende Maßnahmen wie Vermessungen in Höhe von rund 25 000 Euro zu sammeln. Das gelinge womöglich durch die Spendenfreudigkeit von Freunden des Vereins und Sympathisanten Nagels. Unbestritten war, dass Gustav Nagel ein Sohn Arendsees ist, der gleichermaßen geliebt und umstritten ist. Doch die Tatsache, dass mit Nagel geworben werden kann, dem Naturmenschen und Wanderprediger, führe alle Arendseer irgendwie wieder zusammen, hieß es. Daran bestand auch am Mittwoch kein Zweifel. Aber als Antje Pochte dann erklärte, der Verein könne das Vorhaben Tempelbau doch nicht alleine stemmen, kam das, was für heftige Reaktionen sorgte: Der Verein braucht Geld. Bei angenommenen 178 000 Euro Baukosten blieben, sollten dafür Fördermittel fließen, immer noch rund 35 000 Euro Eigenmittel. Für diese 35 000 Euro soll die Stadt ins Boot geholt werden. Davon war aber bislang nicht die Rede. „Ich habe damit meine Bauchschmerzen. Es ist eine freiwillige Aufgabe in Zeiten, in denen wir Probleme haben, die Pflichtaufgaben ordentlich zu erledigen“, so Stadtrat Jens Reichardt. Unterstützung fand er bei seinem Fraktionskollegen Sven Schottenhamel. Es gebe zudem viele Vereine, die dringend Unterstützung nötig hätten. Da wären die Ausgaben für den einen Verein nicht förderlich.

Antje Pochte ging angesichts der Diskussion dann in die Offensive. Den Tempelbau initiiere der Verein nicht aus Eigennutz, erklärte sie. Schließlich sei das Projekt eine Bereicherung für Arendsee. Für Höwischs Ortsbürgermeister Frank Schumann Anlass, die Frage in den Raum zu stellen, wie der Stadtrat zu Nagel stehe. „Es muss erst grundsätzlich geklärt werden, ob das alles gewollt ist“, so Schumann. Die Fördermittel sollen beantragt werden. Schwierig ist dabei, dass man als Beantragender die Mittel, die man haben möchte, erst einmal vorfinanziert. Das würde bedeuten, dass nicht nur die Eigenmittel gesichert sein müssen, sondern auch der Rest. Die Frage: Wer geht mit dem Betrag der zu erwartenden Fördermittel in Vorleistung? Viele Fragen wurden aufgeworfen, die Diskussion hart geführt. Jens Reichhardt schlug schließlich vor, dass man sich in der Sache noch einmal unterhalten müsse. Vertreter aller Fraktionen sollten daran teilnehmen. Der Tempel soll – dem Original angeglichen – am See entstehen. Der Nagel-Förderverein erhofft sich durch die Komplettierung der Anlage noch mehr Touristen. Da das Gelände des Nagel-Areals der Stadt gehört, wird auch die Übernahme der Fläche durch den Förderverein diskutiert.

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