Das erwähnte große Aber sieht Niederhausen in den Finanzen. Denn den aktuellen Preis der privaten Anbieter könnte eine tarifbezahlte städtische Küche nicht halten. Die Kosten seien aber ein wichtiger, wenn nicht sogar entscheidender Punkt für viele Eltern, ihr Kind an der Speisung teilnehmen zu lassen oder nicht. Selbst ein Preis von vier Euro pro Portion sei nicht zu machen, kalkulierte der Hauptamtsleiter. Außerdem fehle der Einheitsgemeinde die Expertise beim Kochen, zudem würde sie wirtschaftlich tätig werden – und – das hat die AZ bereits in Zusammenhang mit Immobilien berichtet – sich von ihren Kernaufgaben wegbewegen. Das in der Summe, so der Eindruck vom Sozialausschuss, ist auch die Meinung anderer Stadträte.
Ein interessanter Aspekt wurde von Nadine Schütte noch angesprochen. Dass es andere Gemeinden beim Schul- und Kitaessen anders machen. In der Tat betreibt beispielsweise die Einheitsgemeinde Osterburg in Flessau eine kommunale Küche. Dafür gibt es einen klaren politischen Willen, und es wurde auch ohne Fördermittel viel Geld in die Hand genommen (am Ende rund 800 000 Euro). Die Küche in Flessau versorgt nach Angaben aus Osterburg vier Kindertagesstätten und zwei Grundschulen für Portionspreise von 3,20 bis 3,35 Euro. Osterburg betreibe diesen Aufwand, um anderen Gemeinden Mut zu machen, ähnliche Wege zu gehen. In diesem Punkt wird das Anliegen von Nadine Schütte also unterstrichen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Stadt selbst hat zwar die Küche finanziert, betreibt sie aber nicht. Das macht ein Unternehmer aus Stendal. Die AZ fragte diesbezüglich bei Bürgermeister Nico Schulz nach.
Ein Stück nördlich, in der Verbandsgemeinde Seehausen, hat sich wiederum ein anderer Weg aufgetan. Dort rutschte seinerzeit der Förderverein der Kindereinrichtungen Zehrental in die Rolle des Schulessenträgers in Groß Garz, damit das örtliche Kochen erhalten bleibt. Aber auch dort war die Verbandsgemeinde gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen aufrechtzuerhalten. Als es durch Corona zu einer Schieflage kam, rettete ein Spendenaufruf das Projekt.