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Arendsee kämpft wie viele Landregionen mit Überalterung

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Von: Jens Heymann

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Eingangsschild von Arendsee an der Bahnhofstraße
Die Einwohner von Arendsee und der Dörfer sind im Durchschnitt fast 50 Jahre alt. Stärkste Bevölkerungsgruppe sind die während der Sechzigerjahre Geborenen. © Jens Heymann

Im letzten Teil der Analyse der Einwohnerzahlen der Einheitsgemeinde Arendsee geht es um die sogenannte Alterspyramide, also die Verteilung der Menschen auf die Jahrgänge. Dazu hat das Einwohnermeldeamt der AZ die notwendigen Daten zukommen lassen.

Arendsee – Die zum Stichtag 31. Dezember 2022 gemeldeten 6793 Einwohner sind durchschnittlich 48 Jahre alt. Die 3389 Männer haben mit 47 Jahren etwas weniger Lebenserfahrung als die 3404 Frauen mit im Mittel 49 Jahren. Die 243 in Arendsee lebenden Ausländer sind mit 35 Jahren deutlich jünger; hierbei haben die Männer mit 36 Jahren gegenüber den Frauen mit 33 Jahren einen dreijährigen Altersvorsprung.

Dreißigerjahre noch gut vertreten

Laut Daten des Einwohnermeldeamtes gibt es in der Einheitsgemeinde Arendsee zwei Frauen, die bereits ihren 100. Geburtstag gefeiert haben. Jahrgang 1919 ist dabei der Spitzenwert. Bei den Männern sind die beiden Ältesten vom Jahrgang 1925.

Die Zwanziger sind naturgemäß nur noch selten vertreten, deutlich mehr Menschen leben noch, die in den Dreißigern geboren wurden. Von diesen Hochbetagten gibt es im Arendseer Gebiet übrigens fast genauso viele wie aus den Neunzigern. Doch dazu später mehr.

Die großen historischen Ereignisse lassen sich auch in der Arendseer Alterspyramide herauslesen. So ist die unmittelbare Nachkriegsgeneration (nach 1945) kleiner als die aus den Kriegsjahren (vor 1945). Das verdeutlicht die Nöte der damaligen Menschen – Hungerssorgen und die vielen gefallenen, gefangenen oder vermissten Wehrmachtssoldaten.

Babyboomer das Rückgrat der Region

In den Fünfzigern und vor allem ab 1960 zog das Bevölkerungswachstum aber rapide an. Auch in der DDR traten die Babyboomer als Folge eines gewachsenen Lebensstandards in Erscheinung. Diese Generation bis etwa Jahrgang 1969 bildet noch immer das gesellschaftliche Fundament der Einheitsgemeinde. Der Jahrgang 1964 ist mit 161 Personen der zahlenmäßig stärkste überhaupt. Die Jahre von 1959 bis 1969 belegen fast durchgängig die vorderen Plätze.

Stabilität auf niedrigem Niveau

Ab 1970 – das entspricht also heutzutage den Menschen Anfang 50 – werden die Jahrgänge deutlich dünner. Das erscheint auf den ersten Blick merkwürdig. Ein Grund dürfte jedoch die Wende 1989 gewesen sein, die den Menschen damals mit Anfang 20 im Westen neue Möglichkeiten erschloss. Ein anderer Grund liegt möglicherweise in der Anti-Baby-Pille.

Es kommt aber noch dramatischer. Die Jahrgänge nach der Wiedervereinigung weisen für Arendsee die niedrigsten Zahlen seit Mitte der Dreißiger auf. Das heißt konkret, dass es in Arendsee und Ortsteilen mehr Menschen der Jahrgänge 1935 bis 1940 gibt als aus dem Zeitraum 1991 bis 1999. So leben nur neun Männer mit Geburtsjahr 1994 in der Region.

Zur Jahrtausendwende hat sich die Anzahl an Menschen pro Jahr wieder stabilisiert, mit etwa durchschnittlich 60 Personen jedoch weit unter dem Niveau der Babyboomer. Auch wenn Arendsee sicherlich nicht aussterben wird, zeichnet sich ein Trend ab: Die Bevölkerung wird ohne ein demografisches Wunder kräftig schrumpfen.

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