Der Angler hat ein Gesicht: Matze ist Jens aus Arendsee

Arendsee. „Ich kann mich an den Tag erinnern, es war im Oktober, als sie mich fotografiert haben müssen“, erzählt Jens Krüger aus Arendsee. Der 34-Jährige ist Mittelpunkt eines Plakates der umstrittenen Werbekampagne „Grüne Wiese Altmark“.
Auf einem der Motive ist ein Angler zu sehen, der „Fische liebt, weil die nicht so viel reden“ – und die Macher haben diesem Angler, der sein Gesicht nicht zeigt, sogar einen Namen gegeben: Matze. „Hoffentlich werde ich zukünftig nicht Matze genannt, wenn ich mich hier jetzt zu erkennen gebe“, sagt der Schornsteinfeger.

Jens Krüger ist redselig. Und gar nicht stumm und ruhig, wie das Plakat es aussagen möchte. „Die Leute, die mich da fotografiert haben, hatten sich nicht vorgestellt. Sie werkelten hinter meinem Rücken, und da muss das Foto geschossen worden sein“, erinnert sich der Seestädter. Er saß am „Queen“-Anleger und hatte es auf Barsche abgesehen. Dass er nun vielleicht hundertfach in Deutschland zu sehen ist, ärgert ihn nicht. Wohl aber fühle er sich ein wenig missbraucht, erzählt er der Altmark-Zeitung. Wenigstens hätten die Leute am See ihn fragen können, meint Jens Krüger. Vielleicht sei er aber aber auch ein Zufallsprodukt gewesen, weil die Foto- und Filmleute auf den Einflug der nordischen Gänse warteten.
„Als ich dann hörte, man erkenne in dem Angler einen Mann, der sich für nichts mehr interessiere als für die Fische und sogar einer politischen Richtung zugeordnet wurde, habe ich mich entschlossen, mich zu erkennen zu geben“, erläuterte Jens Krüger. Mit der Tatsache zu leben, dass die Menschen in die Person etwas rein interpretieren, was nicht Tatsache sei, störe ihn schon.
Um allen weiteren Diskussionen um den Aufnahmeort zu begegnen: Der Angler ist ein Arendseer und nicht nachträglich ins Bild montiert. Bei dem Gewässer handelt es sich tatsächlich um den Arendsee. Also Altmark pur. Wie steht Jens Krüger denn persönlich zu der Kampagne, deren Bestandteil er unfreiwillig wurde? „Ich kann das so nicht gut finden, diese schwarz-weiß Bilder und die Tatsache, dass man so für eine Gegend wirbt, die es bei Touristen schon schwer genug hat“, erklärte der Arendseer, der zum Fotomodell wurde. Er könne sich auch nicht mit der Person identifizieren, die dort dargestellt – auch wenn es sich um ihn selbst handelt. „Klar gehe ich gern angeln, aber ich mag nicht nur die Ruhe. Ich bin schon ein sehr geselliger Typ, sagen jedenfalls meine Freunde“, sagt der, der auf keinen Fall dieser Matze auf dem Plakat sein will.
Ob er sich gegen die Plakatmacher wehren will, wollte die AZ wissen. Schließlich sei er ja ohne Wissen jetzt hundertfach zu sehen, wenn die Kampagne anläuft. „Nein, ehrlich gesagt habe ich auch noch nicht darüber nachgedacht. Er war mir nur wichtig, dass die Person Matze kein Menschenfeind ist und unfreundlich dargestellt wird“, sagt der Arendseer, der über Nacht zum Werbestar wurde. Jens Krüger schmunzelt, als er sich verabschiedet. Ihm sei jetzt wohler.
Von Harry Güssefeld